Was wäre, wenn…? – von Alexander

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… wenn ich mit der Schule fertig bin, dann werde ich genauso schlau sein wie die. Dieser Gedanke kam mir als ich in der 5.Klasse war. Zwar weiß ich nicht mehr durch welche Situation der Gedanke mir kam, aber ich erinnere mich, dass ich die Abiturienten damit meinte. Damals empfand ich es als ein Wunder, dass Zwölf Klässler so viel wissen konnten. Es war mir auch ein Rätsel wie sie das gemacht haben, denn ich – 5.Klasse – war schon überwältigt meinem Lernstoff zu überblicken. Aber als Abiturient: Da hätte man den Überblick und man wüsste Bescheid wie die Welt und das Leben funktioniert. Das wollte ich auch.

Dann kam der letzte Schultag, die letzte Prüfung… und als ich an meiner Abiturfeier teilnahm, meine Lehrer und Mitschüler ihre Rede gehalten haben, musste ich an mich in der 5. Klasse denken. Jetzt war ich selbst einer derjenigen, die ich damals bewundert habe und musste gestehen – Ich weiß Nichts. Mein Abiturzeugnis sagte zwar, dass ich anscheinend genug wusste, um gute Noten zu bekommen- zu mindestens reichte es aus, um die meisten Matheschulaufgaben zu lösen, mittelklassige Deutschaufsätze und langweilige Geschichtsarbeiten zu verfassen -, aber wirklich intelligent fühlte ich mich nicht. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, dass ich etwas verloren habe. Etwas, das ich noch als Kind hatte, aber in der Schulzeit abhandengekommen ist: meine Neugier.

Wie konnte das nur passieren? Schließlich war ich kein schlechter Schüler; ich habe oft meine Hausaufgaben erledigt und wegen meiner stillen, schüchternen und zurückhaltenden Art habe ich den Lehrern fast keine Schwierigkeiten gemacht. Ich habe sogar aufmerksam den Unterricht verfolgt, aber ich kann mich nicht mehr erinnern wann das Lernen zu einer lästigen Pflicht wurde. Es scheint, dass ich fast vergessen hätte, dass Lernen sogar Freude bereiten kann. Ich muss meiner Mathematiklehrerinnen dankbar sein, dass ich das nicht vergessen habe. Als meine neue Klassenlehrerin meine Mathematiklehrerin wurde, habe ich Mathe bereits gehasst. Ich habe den Mathestoff weder verstanden noch eine innere Lust verspürt es verstehen zu wollen. Das führte unter anderem dazu, dass ich verdammt schlecht war – Mathe war halt einfach blöd! Meine schlechten Matheergebnisse hat meine Mutter dazu bewogen mir eine Nachhilfelehrerin zu engagieren – eine Bekannte meiner Großmutter, die in der Sowjetunion unterrichtet hat. Diese beiden Frauen haben es geschafft, dass ich Mathe angefangen habe zu mögen. Ich habe tatsächlich freiwillig Matheaufgaben gelöst – in meiner Freizeit. Ich wurde so gut, dass ich sogar meinen Mitschülern Mathe erklären konnte; außer Wahrscheinlichkeitsrechnung – das verstehe ich bis heute nicht.

Der Punkt ist, dass ich nie gedacht hätte, dass ich mal Spaß an der Mathematik empfinden würde und ich das Glück hatte, dass der Zufall mir dabei geholfen hat, denn das galt für meine restlichen Fächer nicht. Die anderen Fächer habe ich halbherzig mit mäßigem oder keinem Antrieb erledigt. Zwar machte ich meine Hausaufgaben, weil …nun ja, die Lehrer es so verlangt haben. Die meiste Zeit meines Tages aber habe ich mit meinem schlechten Gewissen verbracht meine Hausaufgaben so lang wie möglich aufzuschieben, um dann mit einer Unlust am Abend diese unbefriedigend zu erledigen.

An all das erinnerte ich mich als ich das Geschehen auf meiner Abiturfeier beobachtete und versuchte einen Sinn aus meinem Gedankenchaos und dem was ich fühlte bzw. nicht fühlte zu finden. Meine Schulbildung war zu Ende, mein aufrichtiges Interesse an der Welt verschwunden. Ich weiß weder wie die Welt noch das Leben funktioniert. Aber dafür habe ich mein Abitur geschafft obwohl ich meistens nur sehr halbherzig und mit Unlust gelernt habe. Was wäre also, wenn man wirkliche Freude am Lernen empfindet und Freude an den Sachen, die man tut? Wie weit käme man dann?

Alexander engagiert sich im Rahmen des Service Learning (SL) Angebots des ZfS der Uni Freiburg beim Offenen Bildungsnetzwerk. Dies ist sein erster Artikel mit einer persönlichen Reflexion. 


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