Neue Lernkultur: „Eine Schule für alle“

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Peter Haas berichtete beim Bildungsnetzwerk-Treffen im März 2018 vom Freiburger Bündnis „Eine Schule für alle“, in dem er aktiv ist. Dort hat er das Konzept für die Gemeinschaftsschulen (GMS) in Baden-Württemberg mitentwickelt. In vielen GMS habe sich seit ihrer Gründung viel verändert und viel werde weiterhin ausprobiert. Peter sieht aber im Ansatz „Eine Schule für alle“ die bildungspolitische Zukunft, weil das mit einer neuen Lernkultur einhergehe. Die Freiburger Paul-Hindemith-Modellschule, die u.a. auf Noten verzichtete, hatte sehr großen Erfolg in Richtung einer solchen Verschiebung. Ihr wurde aber unverständlicherweise im Jahr 2017 wieder politisch die Grundlage entzogen, was viel Kritik auslöste. Nicht erst seitdem brennt Peter Haas für sein Thema – das merkt man in jedem seiner Sätze. Für ihn ist folgende Frage zentral: Wie kann man den Wechsel hin zu einer neuen Lernkultur vollziehen?

Die alte Lernkultur

Die alte Lernkultur, wie wir sie aus der Regel-Schule kennen, sei besonders stark von Machtverhältnissen durchzogen. Angst vor den Vorgesetzten bestimme den Alltag vieler Lehrenden und Kinder hätten wiederum oft Angst vor ihren Vorgesetzten, den Lehrpersonen. Noten seien hier ein Kernproblem. Außerdem seien viele Lehrende überfordert mit immer neuen Vor- und Aufgaben. Stress sei somit überall präsent. Peters Schlussfolgerung: So kann es nicht weiter gehen!

Die neue Lernkultur

Peters Meinung nach sei gute Beziehungsarbeit die Grundlage einer neuen Lernkultur, die er einfordert. Doch wo lernen Lehrende die dafür nötige Beziehungsarbeit? Lehrende hätten in ihrer eigenen Schulzeit die alten Rollen vorgelebt bekommen. Diese Rollen müssten also aufgebrochen werden, um Beziehungsarbeit in den Fokus zu stellen.
Eine weitere Prämisse der neuen Lernkultur ist für Peter, dass alle Lernenden Freude daran haben, etwas Neues zu machen. Das müsse Schule zum Ausgangspunkt nehmen. Das Kind sei das Wichtigste in seinem Lernprozess und nichts anderes. Das habe nichts mit Kuschelpädagogik zu tun und fange bereits in der Kita an. Stattdessen gebe das Bildungssystem heute aber so viel vor, weil es dem System um die Schule und weniger um die Schülerinnen und Schüler gehe: „Das Schulamt hat es nicht verstanden.“
Als eine Referenzschule, die man unbedingt besuchen sollte, um sich anzuschauen, wie diese neue Lernkultur umgesetzt werden könnte, nannte Peter Haas die „Freie Schule Anne Sophie“ in Künzelsau und Berlin – eine Schule der Würth-Stiftung. Innerhalb von Freiburg zählt Peter u.a. die Staudinger Gesamtschule sowie das Evangelische Montessori-Schulhaus in Freiburg zu den spannenden Verfechtern von „Eine Schule für alle“.

Was tun?

Bezahlung ist für Peter eine Kernproblematik: Viele an der Grundschule werden 50% bezahlt, arbeiten aber voll. Das Problem sei: Grundschule hat keine Lobby. Viele versuchten im System viel möglich zu machen, damit sich die SuS wohl fühlten. Aber die, die im System sind, können nicht „dagegen“ anarbeiten, weil man kaum die Energie dafür habe, etwas am System zu verändern. Es bräuchte daher eine stärkere Interessensvertretung für die Grundschule.

Als weiteres mögliches Ziel wurde formuliert, die Elternlobby zu aktivieren, die potentiell sehr viel Gewicht habe. Doch die Eltern hätten Angst, dass ihre eigenen Kinder darunter leiden könnten und schlechtere Noten bekämen – womit wir wieder bei der Angst wären. Es muss also auf allen Ebenen viel stattfinden.


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