Kläranlage als Konfliktschlichtung

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Martin stellte beim OBNF-Treffen im Januar 2018 das Projekt „Kläranlage“ zur Streit- und Konfliktschlichtung an der freien demokratischen Schule Kapriole vor, das es seit ca. 8 Jahren gibt. Die Grundannahme hinter dem Ansatz ist systemtheorisch, was bedeutet, dass im Falle eines Konflikts erstmal alle Seiten ‚Recht‘  haben. Alle dürfen ihre eigenen Sichtweisen und Wünsche vortragen. Das deckt sich mit dem Ansatz gewaltfreier Kommunikation. Die Haltung, die für Martin dahinter steckt:
Es gibt nichts ohne Konflikte und Konflikte sollten immer als Lernanlass verstanden werden.
An Regelschulen würden Konflikte hingegen oft mit Autorität gelöst, so Martin. Die LehrerInnen übernähmen an Regelschulen dabei meistens die Verantwortung für das Verhalten der Kinder und griffen dementsprechend ein. Martin plädierte stattdessen für mehr Resonanz (Hartmut Rosa) und dafür, die Verantwortung für die Konflikte bei den SchülerInnen zu belassen, wenn es sich um Konflikte unter SchülerInnen handelt. Dafür müssten die Lehrpersonen loslassen. 

Wie funktioniert die Kläranlage?

Kommt es zu einem Konflikt, haben an der Kapriole im Zuge der „Kläranlage“ alle die Möglichkeit jemand anderen anzuzeigen. SchülerInnen können somit auch die Lehrpersonen anzeigen. Bevor die Kläranlage jedoch aktiv wird müssen zunächst ausgebildete StreitschlichterInnen hinzugezogen werden. Wenn diese nicht weiter helfen können, dann wird von ihnen ein Anzeigenzettel bzw. Beschwerdeformular ausgeteilt und ausgefüllt. Ein Mal pro Woche tagt dann die Kläranlage, die einem bestimmten Ablauf folgt. 2 SchülerInnen und 2 TeamerInnen nehmen teil sowie die am Konflikt Beteiligten und Zeugen, die alle aus dem Unterricht geholt werden. Karteikarten von vorherigen Kläranlagen stellen sicher, dass sich das Verhältnis von Tat zu Konsequenz vergleichen und nachvollziehen lässt.
Martin findet, dass durch dieses Setting meistens ein sehr gutes Konfliktgespräch in der Kläranalge entsteht:
Was ist passiert? Was wünscht du dir? Was sind Lösungen?
Ältere SchülerInnen können das schon selbstständig, jüngere brauchen bei der Gesprächsführung noch Hilfe. Durch das allgemeine demokratische Konzept und Klima der Kapriole-Schule, akzeptieren die Streitenden die Konsequenzen meist. Ansonsten wird weiter nach einer Lösung gesucht. 

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